Fasnette lebt die 5. Jahreszeit

Fasnette lebt die 5. Jahreszeit

Es war ein trüber Nachmittag, als ich, die alte Fasnette, in meiner kleinen Werkstatt in einem malerischen Dorf in Süddeutschland saß. Die Fenster waren beschlagen, und der Geruch von Leder und Leim lag in der Luft. Die Vorbereitungen für die Fasnacht waren in vollem Gange, und ich konnte die Aufregung der Kinder von draußen hören, die in bunten Kostümen durch die Straßen zogen.

„Fasnacht, ach Fasnacht, was für eine prächtige Zeit“, murmelte ich vor mich hin, während ich an einer kleinen Naht rieb. Fasnacht, oder wie wir hier sagen, Fasnet, war für mich mehr als nur eine Feier. Es war eine Zeit, in der die Menschen die Sorgen des Alltags für einen Moment beiseite schoben und sich in schillernden Farben verloren.

In der Schwäbischen Gegend, in der ich aufgewachsen bin, war die Fasnet etwas ganz Besonderes. Jeder Ort hatte seine eigene Tradition. In meinem Dorf trugen wir Holzmasken, Hexenhäßer, Hexenschuhe und trommelten laut, während wir durch die Gassen zogen. Die alten Leute erzählten sich Geschichten von Kobolden und Geistern, und wir glaubten, dass die liebevollen Teufel uns Glück bringen würden.

Aber während ich in Erinnerungen schwelgte, fiel mir ein, wie unterschiedlich die Fasnet in anderen Teilen Deutschlands gefeiert wird. Im Rheinland, vor allem in Städten wie Köln, Düsseldorf, Mainz wird der Karneval zur grandiosen Farbschlacht. Ich stellte mir die riesigen Umzüge vor, die mit Musik, Garden, bunten Kostümen und den fröhlichen Rufen „Alaaf!“, auf riesigen Wägen, durch die Straßen ziehen. Dort vergeht kein Gesicht ohne ein Lächeln, und die Menschen feiern gemeinsam in einer fröhlichen Sause, die wochenlang dauert.

Fasching, wie er in Bayern gefeiert wird, hatte ebenfalls seine eigenen Besonderheiten. Die liebevoll gestalteten Masken und die lebhaften Tänze waren mir bekannt, und ich erinnerte mich an die Geschichten, die meine Großmutter erzählt hatte, von fröhlichen Festen in den frühen Morgenstunden. Der Brauch, sich „Schäfflertanz“ zu nennen, war ein Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs – eine Erinnerung daran, dass nach der Dunkelheit immer wieder Licht kommt.

Doch das war nicht nur in Deutschland so. In Brasilien, wo der Karneval in der heißen Sonne gefeiert wird. Der Sambatanz – so voller Leidenschaft – und die beeindruckenden Kostüme, die von hier bis zur Copacabana glänzen.

Ich dachte auch an Venedig, wo die Menschen in elegantesten Masken durch die schmalen Gassen flanieren. Ihre Kostüme sind wie aus einem alten Märchen, geheimnisvoll und unerreichbar. Der Karneval in Venedig ist ein Spiel der Geheimnisse, wo niemand weiß, wer hinter der Maske steckt.

Ich seufzte zufrieden und schaute aus dem Fenster, doch so fern muss man gar nicht suchen. Unsere Nachbarn aus der Schweiz und Österreich feiern den Fasching mindestens genauso bunt. Und zu dunkler Stunde in Vorarlberg kann man auch schonmal einem Krampus begegnen. Imposant in der Erscheinung und Sinnbild für die unterschiedlichsten Bräuche unserer geliebten 5. Jahreszeit.

Jede Region und jeder Brauch erweitert unser Herz, und während ich hier sitze, die alten Strohschuhe in meinen Händen halte und an die Freude um mich herum denke, fühle ich mich verbunden mit all den Menschen, die das Leben feiern – egal unter welchem Namen der Karneval auch bekannt ist. Das ist es, was das Leben so schön macht.
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